Die Covid-19-Krise hat mehr denn je den Nutzen eines vernetzten und digitalisierten Gesundheitswesen gezeigt. Doch die Digitalisierung des Gesundheitswesen beschäftigt die Schweiz nicht erst seit Covid-19. Viele wichtige Schritte zur Digitalisierung wurden in den letzten Jahren bereits in den Arztpraxen unternommen, so zum Beispiel elektronische Systeme zur Speicherung und Verwaltung von Patientendaten. Andere Felder wie der elektronische Datenaustausch zwischen internen und externen Stellen müssen noch ausgebaut werden.
Doch wie sieht das ganze eigentlich eine Person, die das Thema aus erster Hand kennt? Im Interview erzählt die Medizinische Praxisassistentin EFZ Martina Palushaj (Gemeinschaftspraxis Mellingen) wie sie die Digitalisierung in ihrem Praxisalltag erlebt und ob die digitale Praxis für sie schon Realität ist.
Wie bewertest du den Stand der Digitalisierung im Gesundheitswesen?
„ Ich finde die Digitalisierung im Gesundheitswesen sehr fortgeschritten. Ich finde es auch gut, dass immer mehr Tools und Ideen kommen, die uns den Alltag erleichtern.”
Während der Covid-19-Krise zeigte sich die Öffentlichkeit entsetzt, als bekannt wurde, dass Patientendaten immer noch per Fax übermittelt werden. Was sind gemäss deiner Erfahrung die gängigsten Kommunikationsinstrumente in Arztpraxen und warum?
„ Das gängigste Kommunikationsinstrument ist bei uns das Mail. Da viele Spitäler und Praxen das Faxsystem fast ganz abgeschafft haben, mussten wir auch umdenken und mehr mailen.”
Was sind die grössten Hürden bei der Einsetzung von digitalen Tools in der Arztpraxis?
„Ich denke die grösste Hürde ist der Anfang, die Umstellung bis alles richtig funktioniert
und alle im Team richtig geschult wurden.”
Gibt es auch Ängste bei der Ärzteschaft und bei den MPAs im Zusammenhang mit der Digitalisierung? Warum?
„
Ja, man hat Angst falls es nicht funktionieren würde, oder wie man immer mehr hört ein Hackerangriff dies wäre natürlich eine Horrorvorstellung.”
Du bist aktuell in der Weiterbildung als Praxiskoordinatorin. Inwiefern spielt auch der Einsatz von digitalen Tools in der Praxiskoordination eine Rolle?
„
Eine grosse Rolle, man will natürlich den Qualitätsstandard der Praxis immer höher stellen und sich weiterentwickeln und auch mit anderen Arztpraxen mithalten.”
In welchen Bereichen würden Patient:innen deiner Meinung nach besonders von digitalen Lösungen rund um ihren Arztbesuch profitieren?
„
Im Bereich Termine online vereinbaren, Erinnerung wann er den Termin hat. Super wären auch Recalls z.B wo man den Patienten an den jährlichen Check up oder der Grippeimpfung im November erinnern kann. Oft gehen Patienten die selten zum Arzt kommen vergessen.”
Du arbeitest täglich mit Ärztinnen und Ärzten zusammen und versuchst, zusammen mit ihren digitale Lösungen zu implementieren. Was motiviert dich dabei?
„ Mich motiviert vor allem die Aussicht, dass wir als Personal unsere Arbeiten schneller und einfacher erledigen können. Wir können so mehr Zeit in andere Arbeiten investieren.”
Was ist sind deine Wünsche für das Gesundheitswesen der Zukunft und die Rolle der Digitalisierung darin?
„ Für die Zukunft wünsche ich mir natürlich immer mehr neue Tools, damit wir uns nicht immer mehr um Bürokratie kümmern müssen. Ausserdem wünsche ich mir, dass man trotz Digitalisierung und Weiterentwicklung nicht die älteren Patienten vergisst, die kein Smartphone, Laptop etc. zuhause haben.”
Herzlichen Dank für das Gespräch!
Wissen Sie bereits, wie die digitale Praxis dabei helfen kann, den Wünschen der «neuen» Patientenschaft gerechter zu werden? Lesen Sie dazu den Blogartikel zur vernetzten und bestens informierten Patientenschaft.